Milchmädchen* bei Microsoft

Micro­soft ist nach eige­ner Boilerplate-Einschätzung

der welt­weit füh­ren­de Her­stel­ler von Soft­ware, Diens­ten und Lösun­gen, die Men­schen und Unter­neh­men hel­fen, ihr gesam­tes Poten­zi­al auszuschöpfen.

Das ist schön für Micro­soft. Ges­tern hat der Red­mon­der Kon­zern aller­lei Neu­ig­kei­ten zu sei­nem Office-Paket für Apple-Rech­ner ange­kün­digt. Office 2008 gibt es ab Mit­te Sep­tem­ber nur noch in zwei Ver­sio­nen, einer gel­ben für Heim­an­wen­der und einer schwar­zen fürs Geschäft.

Die Voll­ver­si­on von Office 2008 Busi­ness Edi­ti­on soll in Deutsch­land 549 Euro kos­ten (Upgrade €299). Auch wenn kaum jemand die­sen Lis­ten­preis tat­säch­lich bezahlt, ist er ein wei­te­res Mus­ter­bei­spiel der teil­wei­se gro­tes­ken Abzo­cke, die US-Soft­ware­fir­men uns Euro­pä­ern antun.

Drü­ben in den Staa­ten kos­tet die Busi­ness Edi­ti­on von Office 2008 näm­lich gera­de ein­mal 399.95 Dol­lar. Das ent­sprä­che beim aktu­el­len Wech­sel­kurs ziem­lich genau 279 Euro.

Die üppi­gen Preis­auf­schlä­ge für hie­si­ge Soft­ware begrün­den die Her­stel­ler meis­tens gebets­müh­len­ar­tig mit der Mehr­wert­steu­er, deren nähe­rung­wei­se Pen­dants bei US-Prei­sen nicht mit aus­ge­wie­sen wer­den, und dem Auf­wand für die Loka­li­sie­rung (l10n).

Aber selbst wenn man die­se rea­lis­tisch ein­zu­prei­sen ver­sucht, kommt man ganz bestimmt nicht auf einen Betrag, der nahe­zu dem Dop­pel­ten der US-Sum­me entspricht.

Mein Ver­dacht: Micro­soft hilft kei­nes­wegs allen Men­schen dabei, ihr gesam­tes Poten­zi­al aus­zu­schöp­fen. Son­dern es ver­sucht vor allem, einen mög­lichst hohen Pro­fit abzu­schöp­fen. Einen obs­zön hohen in die­sem Fall.

Update (17. August 2009): Ich hat­te Micro­soft Deutsch­land um eine Stel­lung­nah­me zum Office-2008-Pri­cing gebe­ten. Die kam heu­te per E‑Mail von Mar­kus Maschik, Pro­duct Mana­ger, Mac­in­tosh Busi­ness Unit, Micro­soft Deutsch­land GmbH. Ich zitiere:

Ein sol­ches Preis­ge­fäl­le gab es auch schon bei den Vor­gän­ger­ver­sio­nen. Für den Deut­schen Markt bedeu­tet die Ein­füh­rung der neu­en Busi­ness­ver­si­on aber: Mehr Leis­tung zum glei­chen Preis. Der UVP der aktu­el­len Office 2008 für Mac Spe­cial Media Edi­ti­on liegt bei 649,- Euro und der Office 2008 für Mac Voll­ver­si­on bei 549,- Euro. Die Busi­ness Edi­ti­on wur­de mit neu­en Funk­tio­nen erwei­tert, die gera­de von Busi­ness Kun­den stark nach­ge­fragt wur­den. Der UVP der Busi­ness Edi­ti­on ori­en­tiert sich somit am unte­ren Limit der Vor­gän­ger­ver­sio­nen, mit einem ent­spre­chen­den Mehr­wert für den Kun­den. Office 2008 Busi­ness Edi­ti­on ist die bis­lang leis­tungs­stärks­te und umfang­reichs­te Edi­ti­on. Das Pro­duk­ti­vi­täts­pa­ket hilft Busi­ness-Kun­den mit mäch­ti­gen Werk­zeu­gen dabei, ihre Geschäf­te zu orga­ni­sie­ren und zu optimieren.

Bla bla bla. Was soll man auch ande­res erwar­ten von einem PM. Das ist wie bei Anne Will und ihren Poli­ti­kern. Die ant­wor­ten auch immer irgend­was, nur nicht auf die Fra­ge. Mei­ne lau­te­te übrigens:

Office 2008 Busi­ness Edi­ti­on in USA $399.95, hier €549 – das passt nun wirk­lich nicht zusam­men. Und ja, ich weiß, dass wir hier MwSt. haben und dass l10n Geld kos­tet. Trotz­dem! Any comment? 

*Ich weiß schon, Milch­mäd­chen passt nicht so ganz. Raub­rit­ter, Wege­la­ge­rer oder Aas­gei­er wären alle­samt tref­fen­der gewe­sen. Aber ich mag halt Über­schrif­ten mit Alliteration.

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