Nach gut einer Woche mit dem iPad Air 2, das mir Apple zum Testen überlassen* hat, muss ich Euch ein bisschen enttäuschen: Das neue Apple-Tablet gefällt mir nicht besser als sein Vorgänger. Auch wenn es gegenüber dem iPad Air einen offensichtlichen Vorteil hat: An das Entsperren mit Touch ID gewöhnt man sich wirklich sehr schnell und möchte es später auch nicht mehr missen. An dieser Stelle hört meine Begeisterung dann aber auch schon auf.
Ich finde es nämlch vollkommen unnötig, dass Apple das iPad noch mal dünner gemacht hat. Was habe ich davon, wenn dafür der Akku jetzt gefühlte zwei Stunden weniger lange durchhält und sich bei Nichtbenutzung deutlich schneller leert als zuvor? Wenn’s nach mir ginge, hätte Apple lieber einen Akku mit mehr Kapazität** verbauen und das iPad dafür so dick wie vorher lassen sollen. Mindestens. Und: Was haben wir Nutzer von immer fragileren Geräten, wenn man die dann mit immer massiveren Hüllen vor den Tücken des Alltags schützen muss? Nüscht.
Ich habe außerdem massive Probleme mit Wi-Fi. In regelmäßigen Abständen verliert das iPad Air 2 bei mir die Verbindung und findet dann keinerlei Funknetz mehr, obwohl etliche da sind, darunter auch meine beiden, die eine Fritz!Box 7490 auf 2,4 und 5 Gigahertz bereitstellt (und mit denen das iPhone 6 Plus keinerlei Probleme hat). WLAN-Probleme bei iPad Air 2 beklagen auch etliche andere Nutzer in Apples Diskussionsforen; noch bin ich hier allerdings der Hoffnung, dass diese mit einem baldigen iOS-Update behoben werden können.
Außerdem ärgert mich, dass Apple den „Seitenschalter“ weggelassen hat. Egal ob man damit Benachrichtigungen, Warntöne und Toneffekte stummgeschaltet oder die Bildschirmausrichtung gesperrt hat – das geht beim iPad Air 2 jetzt nicht mehr so schnell und einfach wie bei früheren Modellen, und das aus meiner Sicht gänzlich ohne Not.
Das neue, einschichtige Display vom iPad Air 2 ist bei idealen Bedingungen wirklich ganz grandios und wirkt noch mal um einiges „plastischer“ als früher. Was an der Beschichtung („die das iPad Air 2 Display zum reflexionsärmsten aller Tablets weltweit macht“, O‑Ton Apple) allerdings so entspiegelnd sein soll, erschließt sich mir beim besten Willen nicht:
Und auch weiterhin kommen verschmierte Fingerabdrücke darauf ganz wunderbar zur Geltung, vor allem wenn der Bildschirm schwarz ist. Ich hatte eh schon länger überlegt, alles hinzuschmeißen und in die Mikrofasertüchleinbranche zu wechseln…
Die Kamera im iPad Air 2 kann jetzt eine Menge mehr und nähert sich in Leistung und Funktionsumfang immer mehr der des iPhone an. Ich bin aber leider einer von den Menschen, deren Tablet eher zuhause oder im Büro liegt. Zum Fotos angucken nehme ich es dann gerne her. Die Fotos mache ich aber unterwegs und dann halt mit dem Smartphone (oder ab und an auch noch mit der Kamera). Langer Rede kurzer Sinn: Ich brauche im iPad keine bessere Kamera. Ich würde im Gegenteil sogar ganz ohne auskommen, ohne rückwärtige zumindest.
Der neue A8-Prozessor und sein Begleitchip M8 mögen jetzt ja viel mehr können als ihre Vorgänger. Das ist ganz wunderbar, aber angesichts von Moore’s Law auch nicht wirklich überraschend. Ich für meinen Teil benutze allerdings nach meiner Einschätzung eher weniger leistungshungrige Apps und spiele überhaupt nicht. Deswegen fühlt sich für mich das iPad Air 2 auch keinen Deut schneller vor als die iPads davor; die theoretische Mehrleistung verpufft ungenutzt beziehungsweise leert nur unnötig den Akku, siehe oben.
Versteht mich nicht falsch: Das iPad Air 2 ist eine ganz wunderbare Hardware. Ich finde nur, dass die Weiterentwicklung größtenteils in eine Richtung geht, von der ich nichts habe.
*Damit Ihr seht, was Apple dabei wichtig wäre, hänge ich Euch mal den Reviewer’s Guide an, den ich dazu bekommen habe: 1410 RG_iPad
** Tatsächlich ist der Akku im iPad Air 2 auf 27,3 Wattstunden geschrumpft gegenüber den 32,4 Wattstunden im iPad Air (Angaben jeweils laut Tech Specs im deutschen Online-Store).